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Schriftliches Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius, MdB aus Anlass des Jugendforums des JSDR e.V.

Schriftliches Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius, MdB aus Anlass des Jugendforums des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland am 17. September 2021

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,

das kollektive Kriegsfolgenschicksal der Deutschen aus Russland steht im Gedenkjahr 2021 mit dem 80. Jahrestag der massenhaften Deportationen der Deutschen in der Sowjetunion in besonderer Weise im Mittelpunkt. Es ist sehr erfreulich, dass der Jugendring der Deutschen aus Russland dieses geschichtsträchtige Ereignis aufgreift und die Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ flankierend zum diesjährigen Jugendforum präsentiert. Die wolgadeutsche Selbstverwaltung, die im Jahr 1941 endgültig zu Grabe getragen wurde, hat ihren historischen Wert und einmaligen Platz in der bewegten Geschichte der Deutschen aus Russland.

Der Ansporn „Frag deine Großeltern!“, wie Sie eines Ihrer Projekte nennen, ist die beste Antwort der jungen Menschen auf die über Generationen hinweg nachwirkenden Traumata durch das geschehene Unrecht. Fast jede russlanddeutsche Familie ist von diesem mehrfachen gewaltsamen Heimatraub, von der Entrechtung und Entwurzelung betroffen. Entsprechend wichtig, aktuell und relevant ist das Gedenken an die Opfer des Verbrechens. Geschichte, Brauchtum und Kultur, aber vor allem Sprache und Erinnerung zu tradieren und weiterzugeben, ist uns, Vertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern eine bleibende Aufgabe. Angesichts der Vergangenheit ist unser Auftrag nach wie vor, Versöhnung und Verständigung zu fördern und voranzutreiben.

Welche bessere Lehre aus der schmerzlichen und leidvollen Geschichte von Vertreibung und Heimatverlust kann es geben, als das Mitanpacken und die Teilhabe, als diejenige, die Sie mit den Leitworten Ihrer Vorhaben vorleben: „Beteiligung stärken!“ und „Demokratie lebt vom Mitmachen“? Demokratie lebt jedoch auch von Erinnerung und deswegen ist die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Sie herstellen, von großer Bedeutung für die Zukunft. In ihrer zukunftsorientierten Heimatpolitik, welche den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert, hat die Bundesregierung die gleichen politischen Ziele und Vorgaben im Blick: Chancengleichheit, respektvolles Miteinander sowie die Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung.

Unser Gemeinwesen ist tatsächlich auf das beherzte Engagement aus der Mitte einer offenen, pluralen und vor allem geschichtsbewussten Zivilgesellschaft angewiesen. Als Jugendverband und Verein für Spätaussiedler leistet der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland mit zahlreichen Bildungsangeboten für Jugendliche und junge Erwachsene einen wesentlichen Beitrag zur Bildung und Beheimatung der russlanddeutschen Spätaussiedler in Deutschland. Die Kreativität und Energie, die Sie in Ihrer gemeinwohlorientierten Tätigkeit an den Tag legen, stimmt mich positiv, dass wir die Herausforderungen unserer turbulenten und krisengeschüttelten Zeit gemeinsam meistern werden. Dafür wünsche ich Ihnen im Namen der Bundesregierung viel Erfolg!

Foto: Der Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten – Beauftragter (aussiedlerbeauftragter.de)