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Tiefe Dankbarkeit macht Mut für die Zukunft – junge Russlanddeutsche begegnen Zeitzeugen der Deportation

Bei einer Präsentation während der Konferenz des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Dr. Christoph Bergner anlässlich des 70. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen zeigten junge Menschen tiefe Dankbarkeit für den Mut und das Durchhaltevermögen der Vertriebenengeneration und erklärten wie wichtig die Kenntnis der eigenen Geschichte für ihre Identität ist.

„Geschichte erleben, begegnen und gedenken: persönliche Begegnungen junger Menschen mit Zeitzeugen der Deportation der Russlanddeutschen“ – war der Titel des Workshops des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland (JSDR) in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, der vom 27. bis zum 31. August in Berlin stattfand. Durch persönliche Begegnungen mit Zeitzeugen der Deportation der Russlanddeutschen hatten 14 junge Menschen die Gelegenheit mehr über die Geschichte ihrer Vorfahren zu lernen. Die Eindrücke dieser Begegnung und einige Erzählungen der Zeitzeugen zeigten die jungen Russlanddeutschen während der Konferenz anlässlich des 70. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. 

Aus Russland, Kasachstan, Usbekistan, der Ukraine und ganz Deutschland waren junge Russlanddeutsche zum Workshop gekommen, mit der eigenen Familiengeschichte im Gepäck.

Karl Vogel, Mathilde Vogel, Alexander Muth, Lydia Giedt haben die Teilnehmer an ihren persönlichen Deportationsgeschichten teilhaben lassen und die Interviewer sehr bewegt.

„Während ich den Geschichten zuhöre, wechseln meine Gefühle permanent: von Entrüstung über die geballte Ladung von Ungerechtigkeit, zu Wut, weil ich nicht begreifen kann, wie man diese Ereignisse überhaupt hat zulassen und verantworten können, Fassungslosigkeit über die menschenunwürdigen Behandlungen der Deportierten über tiefes Mitleid bis hin zu Rührung, weil ich in den Augen dieses Menschen erkenne, wie dankbar er dafür ist, am Leben zu sein und all die schrecklichen Ereignisse überstanden zu haben.“, berichtete  Charlotte Warkentin, 19 Jahre, aus Niederstetten Besuchern der Konferenz.

Die Gespräche mit den Zeitzeugen hat den Teilnehmern geholfen auch die eigene Geschichte besser zu verstehen. 

Igor Christ, 25 Jahre, aus Stuttgart sagte: „Je öfter ich mich mit der Geschichte von Deutschen aus Russland beschäftige, umso mehr verstehe ich meine Lebenssituation. Die Frage nach meiner Herkunft und Identität kann ich am besten durch Reflexion von Schicksalen unserer Vorfahren besser verstehen und beantworten. Ich finde, dass die Vergangenheitsforschung besonders wertvoll ist, wenn ich von Mitmenschen mit Nachfragen über die russlanddeutsche Minderheit konfrontiert werde. Ich finde, dass alle Generationen über diese Schreckenszeit informiert werden sollen, damit so etwas nie wieder passiert.“

Die aufrichtige Dankbarkeit und der Respekt für die Leistung der Deportierten war nicht nur in den Worten der jungen Teilnehmer zu hören, die Rührung in ihren Stimmen bewegte auch die Zuschauer in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Das Projekt „Geschichte erleben, begegnen und gedenken“ zeigte, wie wichtig die Begegnung der Zeitzeugen mit der jungen Generation ist. Allein die Begegnung gibt die Möglichkeit Geschichte zu begreifen, aus ihr zu lernen und Mut für die Zukunft zu schöpfen.

Tatjana Weber
Teilnehmerin des Workshops
JSDR-NRW

Fotos und Videos zum Workshop und zur Konferenz, sowie Videos von weiteren Begegnungen JSDR-Mitglieder mit den Zeitzeugen der Deportation in ihren Gruppen vor Ort, sind auf Facebook zu finden:

facebook.com/ZeitzeugenDerDeportation