Deutsche Weihnachten in Russland durch die Jahrhunderte – Geschichte und Geschichten
Die besten Chancen auf weiße Weihnachten hatten am 22. Dezember 2011 die Besucher der bisher größten Veranstaltung des Berliner JSDR LV, organisiert in Zusammenarbeit mit dem OEZ Berlin-Verlag. Dem JSDR war bei der Planung und Durchführung dieser Maßnahme vor allem daran gelegen, der breiten Öffentlichkeit die Geschichte, Traditionen und Lyrik der Russlanddeutschen im Zusammenhang mit Weihnachten nahe zu bringen. Literaten, Verleger, Historiker, Studenten, Schauspieler und viele verehrte Gäste fanden sich an diesem Tag in den gemütlichen Räumlichkeiten des Berliner Roten Rathauses zusammen.
Aufgewartet wurde mit weihnachtlichen Leckerbissen aller Art. Im Foyer tischte man auf mit einer großen Auswahl an Büchern russlanddeutscher und osteuropäischer Thematik. Einen Tisch weiter konnte man an dem köstlichen Weihnachtsgebäck laben. Die Hauptspeise erwartete die Gäste aber erst im Saal.
Monika Gossmann und Jochen Heinz stimmten zu Anfang mit weihnachtlichen Gedichten und Auszügen aus dem Lukasevangelium an. Moderiert wurde diese Veranstaltung von dem Leiter des OEZB-Verlags Detlef W. Stein. Der Vorsitzende des JSDR Berlin Vitalij Brodhauer übernahm die Vorstellung unseres Landesverbandes, seiner Ziele und Erfolge. Edwin Warkentin hatte als Kulturreferent des Verbandes und Kenner der russlanddeutschen Geschichte und Kultur auch in Bezug auf das Christfest freilich einiges zu bieten. Nach einer vergleichenden Gegenüberstellung der deutschen und russlanddeutschen Weihnacht bereitete er allen Anwesenden eine schöne Überraschung, als er seinen neusten Fund präsentierte – einen Auszug aus dem Buch seiner entfernten russlanddeutschen Verwandten aus Paraguay, in dem sie sich sehr ausführlich an einen Heiligabend im Jahre 1923 in einem deutschen Dorf in Sibirien namens Alexandrkron (heute Kussak) erinnert. Angefacht durch die exotische Verbindung dieser ungewöhnlichen Orte, breitete sich sichtbar eine nahezu allgegenwärtige und weltoffene Empfindung der deutschen Weihnacht auf das Publikum aus, die mithilfe tausender unter Einsatz von einem Overhead-Projektor auf der Leinwand getriebenen Schneeflöckchen untermauert wurde, so dass es im regengeplagten Berlin plötzlich weihnachtete. Monika Gossmann, eine russlanddeutsche Schauspielerin aus Berlin, trug im Anschluss Weihnachtsgedichte der Russlanddeutschen vor und berichtete aus ihrer eigenen Erfahrung. Marianne Blasinski, Schriftstellerin und Autorin im OEZ Berlin-Verlag, las einige Auszüge aus zwei ihrer Bücher vor. „Irina – eine wolgadeutsche Tragödie“ lernten die Mitglieder des JSDR Berlin bereits auf einer Lesung kennen. Eberhard Behrens, ein Theologe aus Potsdam, bot unterhaltsame Geschichten aus seinem Buch „Russland mit meinen Augen. Impressionen von der Wolga“ dar, indem er über seine kulturellen Erfahrungen mit den russlanddeutschen Geistlichen berichtete. Alexander Reiser, ein russlanddeutscher Schriftsteller aus Berlin, ließ allen sehr viel Freude zuteilwerden mit seinen lustigen Geschichten aus dem Leben der russlanddeutschen Spätaussiedler. Die Erzählungen erfreuten sich in der Tat solch einer guten Aufnahme, dass die Gäste nach einer Zugabe verlangten, die ihnen auch freundlichst gewährt wurde. Nach einer kurzen Diskussionsrunde ließ man diesen ereignisvollen Abend mit Gesprächen in kleineren Runden und Interessengruppen ausklingen, sich in die nieselnde Wärme des diesjährigen Berliner Herbstwinters begebend.
Jochen Heinz
Eindrücke unserer Gäste
Der JSDR arbeitet mit allen Verbänden und Organisationen zusammen, die unsere Ziele teilen. Die Kooperation zwischen dem JSDR-Landesverband Berlin und dem OstEuropaZentrum-Berlin-Verlag besteht bereits seit ca. einem Jahr. Das war nicht die erste Veranstaltung, die der JSDR-Berlin zusammen mit dem OEZ durchgeführt hat. Auch diese Veranstaltung hat ein breites Publikum angesprochen – im Saal waren nicht nur Vertreter des JSDR, als Zuschauer und Teilnehmer der Veranstaltung waren auch viele Studierende der Berliner und Potsdamer Hochschulen, aber auch viele erwachsene und ältere Menschen. Ich wünsche dem JSDR-Landesverband Berlin weiterhin viele erfolgreiche Projekte!
Elena Bechtold
JSDR-Vorsitzende
Für unsere Gruppe aus Leipzig war dieser Abend ein sehr angenehmes und vor allem spannendes Erlebnis, da wir erst seit Kurzem mit dem JSDR in Verbindung stehen. Dementsprechend wussten wir nur ungefähr was uns im Roten Rathaus erwartet. Es war sehr interessant festzustellen, wie das Leben der Russlanddeutschen und besonders das Weihnachtsfest von verschiedenen Erzählungen der Autoren beleuchtet wurde. Die schönen Weihnachtsgedichte, welche Monika Gossmann rezitierte waren ein weiterer Glanzpunkt der Veranstaltung. Wir fühlten uns sehr bereichert und hoffen auf weitere Zusammenarbeit mit dem JSDR.
Polina Malina
JSDR Leipzig
Die wunderschön vorgetragen expressive Originalgedichte der russlanddeutschen Kolonien, mit einer sehr gut gelungenen Diashow, der wahrhaften Weihnachtsbilder- bzw. Motive der vergangenen Zeiten, im Hintergrund, rundeten die Weihnachtsveranstaltung stimmungsbetonnend ab. „Deutsche Weihnachten in Russland durch die Jahrhunderte Geschichte und Geschichten“ begeisterte alle der Eingeladenen, u.a. die extra angereisten Gäste aus Leipzig und Halle (Saale), für die sich der etwas längere Weg gelohnt hat!
Kamilla Disendorf
JSDR Halle (Saale)