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Das 1. JSDR-Forum in Stuttgart – „Wir wollen mehr!“

Vom 4. bis 6. Dezember 2009 fand in der Jugendherberge Stuttgart das 1. JSDR-Forum statt. Über 100 junge Menschen aus ganz Deutschland und Gäste aus Russland und Kasachstan reisten zu diesem Event an.

„Wir wollen mehr!“- das Motto für das erste JSDR-Forum haben wir uns als Bundesvorstand vor einigen Monaten als Ziel gesetzt. Ein bundesweiter Event, der bewegt, anspornt, begeistert und verbindet. Am ersten Dezemberwochenende war es nun soweit. Ihr kamt nach Stuttgart und wir hatten eine unvergessliche Zeit miteinander.

Die drei Tage des Forums vergingen wie im Flug. Eine lange Anreise, ein anspruchsvolles Programm, Gespräche bis in die Nacht hinein… Zahlreiche Kontakte, Eindrücke, Pläne…

Wir hatten Zeit und Raum für eine politische Diskussion, für die Entwicklung neuer Ideen in den Arbeitsgruppen, für die Unterzeichnung des Partnerschaftsabkommens mit Kasachstan und auch Zeit und Raum fürs Kennen lernen, für eine lockere Kommunikation, Spaß und einfach für das Miteinander.

Podiumsdiskussion

Das intellektuelle Herzstück des Forums schlug während der Podiumsdiskussion mit den Vertretern der Politik und Gesellschaft. Moderatorin Julia Scheidt begrüßte im Podium ihre werten Gäste:

Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten,
Prof. Dr. Stefan Immerfall, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd,
Adolf Fetsch, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.,
Hartmut Liebscher, djo – Deutsche Jugend in Europa, Landesvorsitzender Baden-Württemberg,
Elena Bechtold, Bundesvorsitzende des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland

Im Laufe des Vormittags wurden neben den aktuellen Themenbereichen wie politisches Engagement der jugendlichen Spätaussiedler und Partizipation in den Parteien, Entwicklung von Selbstorganisationen der Zuwanderer sowie der Annerkennung von Stärken und mitgebrachten Kompetenzen wichtige Fragen der Identitätsförderung bei den Deutschen aus Russland und ihrer Akzeptanz in der Gesellschaft, ihrer Darstellung in den Medien und Anerkennung von Bildungsabschlüssen diskutiert.

Die wichtigsten Statements kurz zusammengefasst:

Dr. Bergner: „Immer wieder muss ich feststellen, dass gerade bei den jungen Menschen eine gewisse Heimatlosigkeit gegeben ist. Durch ihre identitätsstiftenden Angebote versucht der JSDR dagegen zu wirken.“ 
Des Weiteren betonte Herr Christoph Bergner die bedeutsame Rolle junger Zuwanderern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in der Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen. Er begrüße es sehr, dass sowohl die Landsmannschaft als auch der JSDR an der deutsch-russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der deutschen Minderheit teilnehmen und freue sich besonders über die neuen Partnerschaftsprojekte in Russland und in Kasachstan. 

A. Fetsch: „Ich begrüße es sehr, dass der JSDR sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigen Säulen der Landsmannschaft entwickelt und sich als selbständiger Jugendverband etabliert hat. Wir zählen auf das Potenzial junger Menschen und hoffen sehr, dass es uns gelingt, die motivierten, dynamischen und qualifizierten Kräfte in unserer Verbandsarbeit einzubinden.“

Prof. Immerfall: „Es bestehen Schwierigkeiten, die in den Herkunftsländern erworbenen Berufsabschlüsse in Deutschland anzuerkennen. Für die Veränderung dieses Missstandes möchte ich werben.
Die multikulturellen Kontakte bereichern diese Gesellschaft auf allen Gebieten. Daher empfehle ich, bringt Euch auch in allen Bereichen ein. Auch in allen demokratischen  Parteien. Mischt mit!“

H. Liebscher: „Es war uns als djo-Landesverband vom Anfang an wichtig, die Jugendorganisation der Landsmannschaft zu unterstützen. Wir können bereits auf eine lange gute Zusammenarbeit zurück blicken. Zurück und gleichzeitig nach vorne, was unsere gemeinsamen Pläne und Projekte betrifft.
Was das negative Bild der Russlanddeutschen in den Medien angeht, soll es stets positiv korrigiert werden. Durch eine kontinuierliche Aufklärungsarbeit zum Beispiel. Die positiven Beispiele müssen stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden, um den pauschalen Aussagen entgegenwirken zu können. Mein Lieblingsspruch lautet: „Tue etwas Gutes und spreche darüber“. Durch unsere guten Taten und Worte können wir den Vorurteilen am Besten entgegnen.“

E. Bechtold: „Unser Forumsmotto lautet: „Wir wollen mehr!“. Wir wollen das Image der jungen Deutschen aus Russland in der Bundesrepublik positiv ändern. 
Wir wollen das politische Engagement junger Zuwanderer parteiübergreifend fördern, uns in die Gesellschaft mit unseren Stärken und Kompetenzen einbringen.
Eine von vielen mitgebrachten Stärken ist unsere Multikulturalität und Kontakte zu den Herkunftsländern.
Integration in Deutschland ist nur ein Thema für uns. Wir verstehen uns auch als ein Kulturverein und wollen die Geschichte unserer Eltern erforschen, pflegen und weiter geben. Das ist die Grundlage der Identität. Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft. Für die Jugendlichen ist es in einer bestimmten Lebensphase wichtig, nach ihren Wurzeln zu schauen Das ist einer der Gründe, warum wir die internationale Arbeit mit den Herkunftsländern für so wichtig halten.“

Partnerschaftsabkommen mit dem Verband der deutschen Jugend Kasachstans geschlossen

Ganz im Sinne des Kasachstan-Jahres in Deutschland unterzeichneten Nadezhda Burluzkaja, Leiterin des Verbandes der deutschen Jugend Kasachstans und Elena Bechtold, Bundesvorsitzende des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland das Partnerschaftsabkommen zwischen den beiden Jugendverbänden.

Im Beisein der Forumsteilnehmer und der Gäste aus Politik und Gesellschaft bestärkten die Vertreterinnen der Jugendorganisationen ihren Wunsch nach einer Kooperation im Bereich der Internationalen Jugendarbeit. Während der deutsch-russische Austausch auf eine jahrelange Geschichte zurück blicken darf, steckt die Partnerschaft mit Kasachstan noch in den Kinderschuhen.

Die ersten Schritte für eine Erfolg versprechende Partnerschaft wurden unternommen, die ersten Projektideen ins Auge gefasst. Es darf nun offiziell losgehen.
Der weite Flug der sieben Gäste aus Kasachstan nach Stuttgart hat sich gelohnt!

Ehrenurkunden für besonderes Engagement

Dr. Christoph Bergner ehrte Jugendliche und junge Erwachsenen mit einer JSDR-Ehrenurkunde für ein besonderes Engagement. JSDR-Bundesvorstand überreichte jedem einen Gutschein für die JSDR-Veranstaltung freier Wahl.

In fünf Bereichen wurden die Ehrenurkunden vergeben:

Internationale Jugendarbeit: JSDR-Gruppe HallePaul Gette (Offenburg) und JSDR- Kürten
Jugendbildung: Elena Zarnikowa (Kürten) und Tatjana Lohrei (Kamen)
Politik und Öffentlichkeitsarbeit: Eleonora Faust (Dortmund) und Andreas Helbert (Hannover)
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit: Tatjana Weber (Mönchengladbach)Alexander Moor (Stuttgart) und Igor Christ (Göppingen)
Sport: Waleri Janzen (Stuttgart)Sergej Listau (Neuss)und Waldemar Weiz (Kürten)

Am Ende des Forums haben viele ihre Eindrücke und Erfahrungen gesammelt.

Da sind nur wenige Rückmeldungen von ihnen.

Rita Tayurskaya, (19), Schülerin aus Halle/Saale (Sachsen-Anhalt)

Bei JSDR-Forum habe ich viele neue Bekanntschaften geschlossen, die mir und meiner JSDR-Gruppe beim Aufblühen weiterhelfen. 
Durch dieses Forum wurde ich angeregt, über die Sachen nachzudenken, die uns alle angehen, wie z.B. „Fühle ich mich hier in Deutschland, wie eine Russin oder schon wie eine Deutsche? Oder habe ich zwei Kulturen in mir vereint?“

Worobjowa Irina, (22), Studentin, Barnaul
Nagornaja Anastasija, (21),Studentin, Barnaul
Gergenreder Natalja, (22),Studentin, Barnaul

Das war unsere erste Erfahrung mit einem Forum und unsere Eindrücke übersteigen alle unsere Erwartungen. So viele interessante Menschen mit wilder Energie und Optimismus auf ein Mal haben wir noch nie gesehen!
Wir erlebten einen bereichernden Ideenaustausch mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. Herzlichen Dank an allen Teilnehmern und Organisatoren des Forums für neue Erkenntnisse, Perspektiven und Spaß!